Haare, Make-up und Pflege: Was ist wahr, was ist falsch? Experten decken Beauty-Mythen auf

Man hört es immer wieder: Es ist schonender, Haare an der Luft zu trocknen, Make-up verstopft die Poren … Aber stimmt es auch?
Falsch: Patientinnen mit überpflegter Haut gehören zum Tagesgeschäft in der dermatologischen Praxis. Wer seine ausgedehnte Beauty-Routine gut verträgt, braucht nichts ändern. Aber: "Nicht selten reagiert die Haut auf zu viel Kosmetik mit Trockenheit, Spannungsgefühl, Juckreiz, Brennen oder Pickeln. Vor allem, wer sensible Haut hat, die zu einer Rosazea und Mischhaut neigt, sollte mit zu vielen Produkten und Pflegeschritten vorsichtig sein", sagt Dr. Yael Adler, Dermatologin und eine unserer Expertinnen im neuen Kurs "BRIGITTE Skin-Code". "Das gilt auch für die Reinigung: Zu viel und zu aggressives Waschen ist ebenfalls die Ursache vieler Hautprobleme."
Täglich peelen bringt GlowStimmt nicht: So oft ist meist zu oft und bringt dann statt Glow eine kaputte Schutzbarriere. Ein- bis zweimal die Woche genügt – und auch nicht jede Haut profitiert davon. Peelings können vor allem bei Verhornungsstörungen sinnvoll sein und dann zum Beispiel Unreinheiten mildern. Und: Im Gesicht besser keine Produkte mit Schleifpartikeln, also mechanische Peelings verwenden. Die können reizen. Empfehlenswerter sind Enzyme oder AHA- und Salicylsäure.
Make-up verstopft die PorenDas kommt auf das Produkt an: Sind seine Inhaltsstoffe "komedogen", kann das passieren. Als sehr komedogen gelten auf Mineralöl basierte Stoffe wie Paraffine, außerdem tierische Fette wie Lanolin und bestimmte pflanzliche wie Kakaobutter, Kokos- und zum Teil auch Olivenöl. In die Abteilung "nicht-komedogen" fallen hingegen Aloe vera, Hyaluronsäure, Panthenol, Niacinamid, Jojoba-, Traubenkern- und Mandelöl oder Sheabutter. Ob und welche dieser Zutaten in einem Make-up enthalten sind, verrät die sogenannte INCI-Liste auf der Umverpackung.
Make-up-Pinsel können, müssen jedoch nicht täglich gereinigt werden.
© yrabota / Getty Images
Falsch. Vitamin D zum Beispiel wird kaum über Lebensmittel aufgenommen, das meiste bildet der Körper selbst durch Kontakt mit Sonnenlicht. Und tatsächlich sind laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung etwa 60 Prozent der Bevölkerung nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt. Hier kann Nahrungsergänzung also sinnvoll sein. Das gilt übrigens auch fürs Spurenelement Selen. Ob davon genügend in Gemüse steckt, hängt von der Qualität der Böden ab. Und die stimmt häufig nicht. Ebenfalls oft Mangelware trotz gesunder Ernährung: Omega-3-Fettsäuren.

Deine Haut wirkt fahl oder verliert an Spannkraft? Entdecke den Hautkurs mit Dr. Yael Adler! Lerne die Bedürfnisse deiner Haut kennen und entwickle deine Pflegeroutine.
Nein, Akne ist eine Hautkrankheit und gehört medizinisch behandelt. Sie entsteht durch gesteigerten Talgfluss und eine übermäßige Verhornung der Poren, zu viele Aknebakterien und Entzündung. Kosmetik kann unterstützend wirken, etwa mit Fruchtsäuren. "Die in der Tiefe liegenden Talgdrüsen erreicht man aber nur über eine Ernährungsanpassung, mit Nahrungsergänzungs- und Arzneimitteln zur inneren Anwendung", erklärt Dermatologin Dr. Yael Adler. "Eine Ärztin oder ein Arzt kann außerdem sehr wirksame Aknecremes und Gele aufschreiben." Auch hilfreich: Die Verhütungsmethode wechseln – manche reagieren mit Akne auf eine unpassende Pille oder Hormonspirale; und auf Kuhmilch, Weißmehl, Zucker und Fast Food verzichten. Auch der Eisenspiegel, Vitamin D, Zink, Omega 3 und Selen sollten ausgeglichen werden.

Nein, die Talgdrüsen liegen auch in der Kopfhaut so tief, dass mehr oder weniger waschen keinen Effekt auf ihre Arbeit hat. Tägliches Shampoonieren mit zu aggressiven Produkten allerdings kann die Hautbarriere aus dem Gleichgewicht bringen und so Reizungen und Irritationen begünstigen. Ist auf dem Kopf alles in Balance, schadet häufiges Haarewaschen mit einem milden Shampoo aber nicht.
Lufttrocknen schont das HaarStimmt nicht, denn nass ist die Struktur deutlich empfindlicher als trocken. Also möglichst nicht damit schlafen gehen – die Reibung auf dem Kopfkissen raut sonst die empfindliche Oberfläche auf. Überhaupt raten viele Friseurinnen und Friseure dazu, nach dem Waschen zu föhnen – vor allem bei sehr feinem, strapaziertem und/oder gefärbtem Haar. Da hohe Temperaturen aber ebenfalls ein Stressfaktor sind, lieber nur warm statt heiß föhnen und zuvor einen Hitzeschutz verwenden. Den möglichst sorgfältig auftragen, damit nicht nur die obersten Strähnen was abbekommen.
Wirkstoffe sollten hoch dosiert seinNicht immer. Hoch dosiertes Vitamin C kann sinnvoll sein, um zum Beispiel Pigmentflecken aufzuhellen. "Allerdings nur kurzfristig als Kur, sonst kann es zu stark reizen", erklärt Wirkstoff-Experte Dr. David Hauck. Auch zu viel Retinol kann reizen, weshalb in Gesichts-Kosmetik nur maximal 0,3 Prozent enthalten sein darf. Für UV-Filter gilt vor allem an Draußen-Tagen: Je höher dosiert, desto besser schützen sie. Bei einem LSF von 100 ist aber Schluss, dann lassen sich die Filter nicht mehr gut in eine Creme verarbeiten.
Für UV-Filter gilt vor allem: Je höher dosiert, desto besser schützen sie.
© Elina Kovtunova / Getty Images
Zur Umwelt definitiv ja: "Die Natur kennt ihre Stoffe und kann sie abbauen", erklärt Dr. David Hauck, der sich mit seinem Forschungsinstitut auf die Entwicklung und Qualitätssicherung von Naturkosmetik spezialisiert hat. "Synthetische Verbindungen sind dagegen oft auf Stabilität gebaut, lassen sich also schwer abbauen." Ist Naturkosmetik sanfter zur Haut? An sich schon, ein Problem können aber Duftstoffe sein. "Natürliche Duftstoffe sind weniger haltbar als synthetische und gehen schneller kaputt. Die dann entstehenden Abbauprodukte können Allergien auslösen", so Hauck. Deshalb ein angebrochenes Naturkosmetik-Produkt, vor allem bei Tiegeln, nach zwölf Monaten entsorgen.
Sehen, was guttutIm neuen Onlinekurs "BRIGITTE Skin-Code – in 28 Tagen zu strahlender und jüngerer Haut" verrät Dermatologin und Ernährungsmedizinerin Dr. Yael Adler viele weitere Tipps, wie Sie Ihre Haut am besten von innen und außen pflegen. Gemeinsam mit BRIGITTE-Beauty-Chefin Merle Rebentisch-Bernin und Make-up-Artist Serena Goldenbaum zeigt sie an jedem Tag Neues zum Lernen und Ausprobieren. So werden Sie Schritt für Schritt zu Ihrer eigenen Haut-Expertin.
Die ideale Hautpflege zu finden, ist nicht immer einfach.
© Youngoldman / Getty Images
Natürlich ist es wichtig, auf Sauberkeit zu achten. Aber: Reinigen wir die Haut zu oft, mit intensiv entfettenden Produkten, häufigen Peelings und/oder zu heißem Wasser, greift das den schützenden Lipidfilm ihrer Barriere an. Auch "unreine" Haut ist nicht etwa die Folge von zu wenig Hygiene. Im Gegenteil: Mehr Waschen schwächt ihre natürliche Abwehr, was Aknebakterien und Entzündungen quasi die Tür öffnet. Make-up-Pinsel wiederum können, müssen jedoch nicht täglich gereinigt werden. "Ist die Haut gesund, schadet ein ungewaschener Pinsel nicht, selbst wenn er über Wochen benutzt wird", erklärt Dermatologin Dr. Yael Adler. "Fürs Gesicht empfehle ich ein extra Handtuch, das wöchentlich oder wenn es schmutzig ist, gewechselt werden sollte."
Brigitte
brigitte